Zuchtbericht Leuchtaugenfische Procatopus

Leuchtaugenfische Procatopus similis sind etwa sieben Zentimeter große Schwarmfische.

Sie leben in Nigeria und Kamerun in kleinen, schnell fließenden Bächen im hügeligen Regenwald. Rudolf Pohlmann berichtet über unterschiedliche Zuchtansätze.

 

Mitgebracht wurden diese Fische 1990 vom Fundort 2 der Sammelreise GPE 90/--, von Horst Gresens und Mitreisenden (GPE = Gresens, Pütz und Engel). Gefangen wur­den diese Leuchtaugenfische zusammen mit Chromaphyosemion volcanum

„Kum­ba"  Diese Procatopus sind Spaltenlaicher: Im Gegensatz zu den meisten Killifischei­ern sind diese Laichkörner nicht klebend. Beschrieben wurde diese Art von Dr. Ernst Ahl, Berlin 1927.

 

Ein Vortrag über Leuchtaugen von Ralph Bayer weckte mein Interesse an diesen Fischen. Da ich seit Jahren den Chroma­phyosemion volcanum „Kumba" pflegte und nachzog, interessierten mich vor allen die Procatopus similis aus Kumba, die dort zusammen mit Chromaphyosemion gefan­gen wurden. Ich bat Ralph Bayer, mir von den Procatopus similis eine kleine Gruppe zu einem Treffen der Regionalgruppe mit­ zubringen. Ich erhielt von ihm drei Pärchen in verschiedenen Größen. Der Züchter informierte mich, dass die Procatopussimilis gut im Kies ablaichen. Den Laich kann man mit einem Schlauch vom Kies absaugen und mit einem Sieb die Laichkörner aussie­ben. Die Eier werden dann bis zum Schlupf im Wasser gelagert.

 

Nachdem ich die Tiere im Fotobecken untersucht hatte, wollte ich mit der Zucht beginnen. Für den Zuchtansatz einer klei­nen Gruppe Leuchtaugenfische eignet sich ein etwa 60 Liter Becken, das gut abgedeckt ist. Das Aquarienwasser setzt sich aus Os­mose- und Leitungswasser zusammen, das zuvor einige Tage in Vorratsbecken lagerte. Die Wasserwerte sind Leitwert 200 - 300 ps/cm und pH - Wert 6,5 bis 7. Die Wassertemperatur - etwa 24°C - wird über die Raumtemperatur geregelt. Die Einrichtung des Aquariums besteht aus einigen Steinen und Sera biofibres (Filtermaterial) als Ersatz für Pflanzen. Die Reinigung der Becken übernimmt ein Ancistrus (Antennenwels). Als Belohnung bekommt er alle 1-2 Wochen eine Scheibe Gurke an einer Wäscheklammer befestigt. Diese Ancistrus gehen nicht an den Laich. Der Wasserwechsel erfolgt einmal wöchentlich (ein Drittel des Beckeninhaltes). Das Futter wird gerne von der Wasseroberfläche genommen: Drosophila, Mückenlarven (Weiße und Schwarze) und auch schwimmendes Trockenfutter wird akzeptiert. Procatopus similis sind Spal­tenlaicher und benötigen zum Wohlbefin­den Strömungen an der Wasseroberfläche durch z.B. etwas stärker eingestellte Luft­filter. Da ich nicht den ganzen Bodengrund des Aquarium mit Kies als Laichsubstrat bedecken wollte, sollte etwas Neues aus­probiert werden.

Zuchtversuch 1 (Wasserlagerung)

In einen Plastikbehälter (30x20x10 cm legte ich einen kleinen luftbetriebenen Schwammfilter und füllte den Behälter mit grobem Kies (5-20mm) in eine Schichthö­he von ca. 4 cm. Diese Schale setzte ich in das Aquarium und montierte den Filter an die Luftversorgung. Dieses Ablaichsubstrat wurde von den Procatopus similis gut an­genommen. Nach etwa 14 Tagen entnahm ich dem Aquarium den Behälter und setzte ihn in ein neues Becken. In das Aquarium­wasser gab ich nun etwa eine 20 ml-Sprit­ze Essigälchen als Erstfutter. Die Jungfische entdeckte ich nach weiteren 5 Tagen an der Wasseroberfläche. Gefüttert wurde täglich mit Artemia.

 

Zuchtversuch II (Trockenlagerung)

Um den Laich besser zu kontrollieren, wollte ich testen ob diese Fische auch auf Wolle ablaichen. Ich besorgte mir Wolle mit einem stärkeren Faden. Diese Wolle wurde zu einem Klumpen zusammen gebunden und in eine Ecke der Kiesschale gelegt. Täglich konnte ich so etwa 10 bis 15 Eier absammeln und auf nassem Torf ablegen. Am fünften Tag wurde das Wasser vorsichtig abgegossen und der Ansatz auf Blätter einer Küchenrolle zum Trocknen ab­gelegt. Um den Vorgang zu beschleunigen, drückte ich mit Blättern der Küchenrolle von oben auf den Torfansatz und saugte so die Feuchtigkeit aus dem Torf. Der Tor­fansatz kam in eine Plastiktüte, wurde mit einem Gummiband verschlossen, beschrif­tet (Name, Datum) und auf den oberen Aquarien (25°C) gelagert.

Nach 18 Tagen Lagerung wurde der Torfansatz in der Plastiktüte in einen Plas­tikbehälter gegeben und mit abgestande­nem Wasser (250 ps) übergossen. In das Wasser gab ich nun etwa eine 20ml-Sprit­ze Essigälchen als Erstfutter. Nach etwa drei Stunden beobachtete ich, wie sich die ersten Larven an der Wasseroberflä­che bewegten. Bis sie alle geschlüpft wa­ren, vergingen einige Tage. Wahrscheinlich waren 18 Tage Lagerungszeit des Torfes zu kurz, damit sie alle etwa zur gleichen Zeit schlüpfen. Die Larven wurden sofort mit Essigälchen und Artemia gefüttert.

 

Zuchtversuch III

(Wasserlagerung, Testen der Entwicklungszeit bis zum Schlüpfen der Larven)

 

In einem neuen Wollmop suchte ich nach 24 Stunden 10 Eier ab. Sie wurden auf Filterwatte verteilt und in ein etwa 1/2 -Li­ter-Behälter mit Aquariumwasser gelegt. Die Filterwatte soll verhindern, dass die Eier aneinander liegen und bei einer Verpilzung eines Eies der Pilz auch andere Eier befällt. Im Gegensatz zu den Eiern auf Torf waren die Eier auf der Filterwatte nach den ersten Tagen schlecht zu erkennen. Dafür konnte man hier später die Entwicklung der Eier besser beobachten. Nach 17 bis 19 Tagen schlüpften 8 Larven. Interessant, dass sich die an einem Tag gelegten Eier so unter­schiedlich entwickelten.

Zusammenfassung und Anmerkungen

Procatopus similis sind Schwarmfische. Das Schwarmverhalten kann man be­sonders gut beobachten, wenn die klei­nen Jungfische wie eine Wolke durch das Aquarium ziehen. Es ist zwar möglich, sie paarweise in kleinen Becken zur Zucht anzusetzen - in einer kleinen Gruppe und in größeren Aquarien fühlen sie sich erst richtig wohl. Abgelaicht wird, sofern keine anderen Ablaichmittel vorhanden sind, im Kiesbodengrund. Auch bei guten Versteck­möglichkeiten im Aquarium konnte ich keine überlebende Jungfische entdecken. Die Eier müssen aus dem Aquarium entfernt werden. Das gelingt durch das Umsetzen der Ablaichschale in ein anderes Aquari­um oder durch das Absuchen des Wollmop nach Eiern.

 

Die Eier können auf Torf oder auch auf Filterwatte in einem kleinen Wasserbehäl­ter gelagert werden. Die Inkubationszeit betrug bei meinen Tests 17 bis 19 Tage. Statt der Wasserlagerung kann man die abgelagerten Laichkörner auf Torf auch „Trockenlegen". Aufgießen sollte man den Ansatz nach 3 Wochen, da die Larven sonst zu unterschiedlichen Zeiten schlüpfen. Ein Problem ist dies nicht, da die frisch ge­schlüpften Larven sehr groß sind und von den früher geschlüpften Larven nicht ge­fressen werden.